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Einblick in die Apotheke

Anno Domini MDCXC: Erding erhält seine erste Apotheke -
die heutige Stadtapotheke

Im Mai 1690 beantragten Bürgermeister und Rat der Stadt Erding, veranlasst durch die verheerenden Seuchen der großen Kriege während der Wirren der Türkenkriege, sich auch mit einer kleinen Apotheke versehen zu dürfen. Kurfürst Max Emanuel von Bayern gab hierzu sein Einverständnis. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Apotheke Landgerichtsapotheke genannt. Später verlangte der Stadtrat die Bezeichnung Stadtapotheke.

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Die Besitzer der Stadtapotheke Erding

  • 1690–1720: Magistratsrat Johann Josef Sicherer
  • 1720–1740: Maria Euphrosina Sicherer
  • 1740–1771: Stadtrat Franz Ignatz Sicherer (Mitgründer des Krankenhauses
  • 1772–1775: Stadtphysikus Dr. Ferdinand Maria Bader
  • 1775–1808: Johann Nepomuk Scheipler
  • 1808–1840: Magistratsrat Sigmund Lober, dessen Neffe
  • Ostern 1825: Apothekerlehrling Maler Carl Spitzweg
  • 1840–1874: Magistratsrat Sigmund Landgrebe, Lobers Neffe
  • 1874–1890: Ludwig Seitz
  • 1890–1895: Max Weidinger
  • 1895–1939: Magistratsrat Christian Nöthig
  • 1939–1950: Pauline Nöthig
  • 1950–1993: Walter Schweinberger
  • seit 1993: Dr. Beate Braun, dessen Nichte, Urenkelin von Christian Nöthig
Bild Sanduhr

Carl Spitzweg und die Stadtapotheke Erding

Der in München geborene Malerpoet Carl Spitzweg ist berühmt für seine in heiterer Farbigkeit gehaltenen Bilder der Biedermeierzeit. 1825 verbrachte er auch eine kurze Zeit als Apothekerlehrling in Erding.

In einer Skizze, die zu seinen frühesten Zeichnungen gehört, hat Spitzweg eine originelle Laborszene festgehalten. "Die unglücklichen Opfer der Chemie" hat er die dramatische Zeichnung betitelt. Der Vermerk eines Unbekannten lautet: "Als Apothekerlehrling in Erding gezeichnet". Einer der Laboranten hält, halb am Boden liegend, den Destillierkolben fest und ruft aus: "Ich erstick!" Der andere flieht eilends und erwidert: "Lassen´s aus!" Diese Ausrufe sind in die Nähe der Figuren hingekritzelt. Das Original der Skizze war zum letzten Mal 1917 bei einer Versteigerung in München aufgetaucht und ist bisher verschollen. Eine Nachbildung ist, auf eine Kupferplatte graviert, am Apothekerhaus in Erding angebracht.

Das frühere Haus der 1690 gegründeten Erdinger Stadtapotheke mit Erker, den typischen Stadtturm im Hintergrund, hat Spitzweg aller Wahrscheinlichkeit nach für sein auf Holz gemaltes Ölbild „Storchenapotheke“ als Modell gewählt. Dies ergibt ein Vergleich des romantischen Gemäldes mit einer Ansicht der alten Erdinger Apotheke in der Langen Zeile. Vor 1900 erfolgte dort eine bauliche Umgestaltung. Abgesehen von kleinen künstlerischen Freiheiten, ist die Ähnlichkeit der Bauten verblüffend. Wie auf einer Reihe anderer Bilder kennzeichnete Spitzweg die Apotheke mit einer Storchenfigur als Emblem. Auch ein Mörser mit Pistill steht unter dem Parterrefenster, aus dem der Apotheker herausschaut. Aus dem Fenster des oberen Stockwerkes blickt eine Frau, die als Tante des Malers gedeutet wird, bei der Spitzweg in Logis gewesen sein soll.